Gern ist vom Stadt-Land-Gefälle in China die Rede, vor allem von ein paar hundert Millionen Wanderarbeitern, die auf dem Bau arbeiten oder Elektronik zusammenschrauben. Die Idee „reiche Stadt, armes Land“ stimmt aber so nicht. Beim Anflug auf die Provinzhauptstadt Hangzhou erblickt man unter sich endlose Zeilen von bis zu vier Etagen hohen Villen, die sich entlang rechtwinklig kreuzender Straßen endlos in alle Richtungen zu erstrecken scheinen. Sie gehören Bauern, die auf den dazwischen liegenden Äckern aber längst nicht mehr arbeiten. In anderen Dörfern steht auch mal ein Porsche vor der Tür: Dort haben die Bauern schon in den 80er-Jahren Gemeinschaftsunternehmen gegründet, die inzwischen zu Konzernen herangewachsen sind – vom sozialistischen Kollektiv zur GmbH. Jedes Dorf hat sich auf ein Gewerbe spezialisiert, und manche Gemeinschaftsfirmen ehemaliger Bauern sind heute landesweit aktiv, haben Tochterfirmen in anderen Provinzen gegründet. Die eigentliche Arbeit an der Werkbank oder auf dem Acker erledigen Wanderarbeiter aus anderen Provinzen.
Einblick in diese Verhältnisse erhielt der Sinologe und Reiseführerautor Dr. Hans-Wilm Schütte. Er hatte Gelegenheit, Bewohner von Bauernvillen persönlich kennenzulernen, besichtigte auch ihre Betriebe – und kam aus dem Staunen nicht heraus.

Dr. Hans-Wilm Schütte, Jahrgang 1948, ist Sinologe und Publizist. Besonders dank seiner Reiseführer zählt er zu den meistgelesenen deutschen Chinaautoren. Er studierte Chinawissenschaften in Hamburg, Hongkong und Taiwan, lehrte später an den Universitäten Hamburg und Marburg sowie an der Hochschule Bremen und wirkte an mehreren Forschungsaufträgen mit. Mehrmonatige Forschungsreisen führten ihn unter anderem nach China, Japan und in die Vereinigten Staaten. Seit 1989 arbeitet er freiberuflich als Publizist. Mehrere der von ihm verfassten Chinareiseführer (Baedeker, Marco Polo) sind in Deutschland Marktführer. Schütte schrieb unter anderem mehrfach für die Zeitschriften Merian und Geo. Übersetzungen seiner Bücher und Schriften erschienen auf Dänisch, Englisch, Französisch, Niederländisch, Portugiesisch, Spanisch, Ungarisch und Chinesisch. Ab 1999 ständiger freier Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Asienstudien in Hamburg, veröffentlichte er dort bis Ende 2008 regelmäßig über Taiwan. Seine Interessenschwerpunkte sind Wissenschaftsgeschichte, chinesische Kulturgeschichte sowie chinesische Volksreligion. Er ist Mitherausgeber des Großen China-Lexikons.

Im Anschluss laden wir zu einem kleinen Empfang.

Eintritt: Frei
Sprache: Deutsch
Wann: 29.11.2018, 18:30 Uhr
Wo: Konfuzius-Institut Frankfurt, Dantestr. 9, 60325 Frankfurt
Anmeldung erbeten: 069-798-23296, info@konfuzius-institut-frankfurt.de