Workshop literarisches Übersetzen

Zielgruppe: (fortgeschrittene) Studierende an der Sinologie, Interessentinnen und Interessenten mit vergleichbaren Vorkenntnissen (mind. HSK5)

Mindestteilnehmerzahl: 8

Zeitraum: 22.01. – 09.04.2022, je 16:00 – 17:30 Uhr (neue Kurse sind in Planung)

Umfang: 10 Termine à 2 Unterrichtseinheiten (90 Minuten)

Termine: jeweils samstags in Doppelterminen ab Januar 2022:
22.01. & 29.01., 05.02. & 12.02., 19.02. & 26.02., 19.03. & 26.03., und 02.04. & 09.04.
(Kurs nur komplett buchbar, keine Einzeltermine)

Dozenten: Karin Betz, Nora Frisch, Dorothea Wippermann, Marc Hermann, Felix Meyer zu Venne

Format: Onlinekurs

Unterrichtssprache: Deutsch / Chinesisch

Teilnahmegebühr: EUR 240,00 (erm. EUR 200,00)

Inhalt:

Literarisches Übersetzen ist eine Kunstform für sich und eine Leistung, die oft unterschätzt wird. Das Übersetzen aus dem Chinesischen stellt sich dabei oft aufgrund zahlreicher sprachlicher EIgenheiten als besondere Herausforderung dar. Die Teilnehmer des Workshops erhalten Einblick in die Arbeit und Vorgehensweisen profilierter Übersetzer. Es werden Textpassagen aus bereits vom Übersetzer bearbeiteten Werken betrachtet. Jeder Dozent stellt dabei seine Arbeitsweise, besondere Kernpunkte seiner Tätigkeit sowie stilistische Eigenheiten der übersetzten Autorin / des übersetzten Autoren dar.

22.01. & 29.01.2021, Karin Betz:

太空译著- Science-Fiction aus China übersetzen

Durch den Welterfolg von Liu Cixins Science-Fiction-Trilogie Die drei Sonnen ist mit Science-Fiction auch Genre-Literatur aus China auf dem deutschen Buchmarkt gefragt. Was macht chinesische Science-Fiction aus und welche besonderen Herausforderungen stellt dieses Genre an das literarische Übersetzen?
In diesem Workshop werden wir anhand von Auszügen aus Liu Cixins 黑暗森林Der dunkle Wald erkunden, wie literarisches Übersetzen als transkulturelle Praxis funktioniert und wie man eine Übersetzung genretypisch auf den Punkt bringt.

Die Sinologin Karin Betz übersetzt chinesische und englische Literatur, ist Kulturvermittlerin, Herausgeberin, Moderatorin und DJ. Zu den von ihr übersetzten Autoren gehören neben Liu Cixin u.a. Mo Yan, Jin Yong, Liao Yiwu, Han Song und Can Xue. Im WS 2021/22 hat sie die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung an der FU inne.

05.02. & 12.02.2021, Nora Frisch:

VON TANZENDEN SILBERSPLITTERN UND SCHAURIGEN MEERESFRÜCHTEN
Sprachbilder als kulturelle Ausdrucksform

Lichtreflexe, hell wie Porzellan in der Sandwüste, kleine Soldaten, die grüne Langschwerter schwingen. Sonnenblumen wie runde Feuerbälle, ein Wirbelsturm, der, einem Untier gleich, tiefe Krater in die Wasseroberfläche reißt… Cao Wenxuans romantische Naturbeschreibungen ziehen den Leser umgehend in ihren Bann, die Bilder, die er zeichnet, breiten sich wie bunt gewebte Teppiche vor dem inneren Auge aus.

Ganz andere Vorstellungen beschwören dagegen Regina Kanyu Wangs bildhafte Vergleiche herauf: Ihre Science-Fiction Kurzgeschichten hinterlassen unangenehme, ja sogar verstörende Eindrücke: Was hat es mit Professor Laydons Fingern auf sich, die er beständig bewegt und die keinerlei Gelenke zu haben scheinen? Wofür steht der Krake in dieser Geschichte – den u.a. der Exhibitionist unter seinem Bademantel verbirgt – und warum jagt er der Protagonistin solche Angst ein?

In diesem Workshop wollen wir Sprachbilder als Form des kulturellen Ausdrucks untersuchen. Exemplarisch sollen dafür die romantischen Erzählungen Cao Wenxuans und Regina Kanyu Wangs Science-Fiction Kurzgeschichten herangezogen werden. Was lässt sich hier alles herauslesen? Wie lassen sich die Bilder interpretieren und wie übersetzen?

Auszüge aus den Büchern werden den Teilnehmer/innen vorab zum Vorbereiten und Übersetzen zur Verfügung gestellt.

19.02 & 26.02.2021, Prof. Dr. Dorothea Wippermann (Sinologie, Goethe-Universität Frankfurt am Main):

Zur Übersetzung klassischer chinesischer Texte Anhand von kurzen Auszügen aus klassischen chinesischen Texten sollen grundlegende Fragen der chinesisch-deutschen Übersetzung behandelt werden. Die eigenen Übersetzungsversuche werden publizierten Übersetzungen, insbesondere denen von Richard Wilhelm (Gründer der Frankfurter Sinologie) gegenübergestellt. Der Fokus wird auf die Frage der Methoden der Übersetzung von Termini für „kulturspezifische“ Phänomene und Begriffe gerichtet, und zwar wie in Übersetzungen, insbesondere bei Richard Wilhelm, Brücken zwischen Fremdem und Vertrauten geschlagen werden. Auch Teilnehmende mit wenig oder gar keinen Vorkenntnissen im klassischen Chinesisch sollen bei der vergleichenden Betrachtung konkreter übersetzerischer Lösungen wichtige Einsichten in Möglichkeiten des Übersetzens im Allgemeinen gewinnen. An Textbeispielen sind u.a. kurze Auszüge aus dem Lunyu (Gespräche des Konfuzius) sowie Tang-Gedichte vorgesehen.

19.03. & 26.03.2021, Marc Hermann:

Wie übersetzt man einen chinesischen Bestseller? Ein Übersetzungsworkshop zu Yu Hua

Leitung: Dr. Marc Hermann

Seit seinem Roman Leben! (Huozhe; 1993) gilt Yu Hua (geb. 1960) als einer der wichtigsten und erfolgreichsten Schriftsteller Chinas. Ähnlich wie Leben! erzählt auch sein neuester Roman Wencheng (so der Name einer fiktiven Stadt) von der Menschlichkeit im Strudel der politischen Zeitläufte. Den Hintergrund bilden diesmal die ausgehende Kaiserzeit und die Republikzeit mit ihren Bürgerkriegswirren und Räuberbanden.

Wie übersetzt man einen chinesischen Bestseller? Was ist eigentlich „Stil“, und wie übersetzt man ihn? Welchen typischen Problemen begegnet man in der Syntax und Wortwahl, und wie löst man sie? Und wie berücksichtigt man den unterschiedlichen kulturellen Verstehenshorizont des deutschen Zielpublikums?

Diesen Fragen geht der Workshop anhand eines kleinen Auszugs aus dem Roman Wencheng nach. Der Auszug wird den Teilnehmern vorher zur Vorbereitung und Übersetzung zur Verfügung gestellt.

Dr. Marc Hermann ist Sinologe und Übersetzer. Seit 2017 unterrichtet er als Akademischer Rat in der Sinologie der Universität Bonn schwerpunktmäßig Literatur und Übersetzen. Er hat zahlreiche Werke der modernen und zeitgenössischen Literatur ins Deutsche übersetzt, darunter Romane von Alai, Bi Feiyu, Liu Cixin, Su Tong, Yan Lianke und vielen anderen.

02.04. & 09.04., Felix Meyer zu Venne:

Science-Fiction: Literatur zwischen Fakt und Fiktionalität

Wissenschaftliche Passagen scheinen ein Kernelement des Genres Science-Fiction zu sein. Aber ist das immer so? In diesem Workshop geht es um die Übersetzung von bzw. den Umgang mit technisch, technologisch und wissenschaftlich inspirierten Passagen in literarischen Texten verschiedener Autoren. Gleichzeitig werden die Bedeutung von Wissenschaft für das Genre selbst sowie entsprechende Gegenbewegungen thematisiert.

Felix Meyer zu Venne (M.A., M.Ed.) absolvierte ein Studium der Sinologie und Chinesisch als Fremdsprache in Münster, Xi’an, Berlin und Göttingen. Derzeit unterrichtet er in Berlin Chinesisch als Fremdsprache und ist als Chefredakteur und Hauptübersetzer des Science-Fiction-Magazins Kapsel – Fantastische Geschichten aus China tätig. Zu den von ihm übersetzen Autoren zählen u.a. Chen Qiufan, Baoshu, Xia Jia, Regina Kanyu Wang, Anna Wu, Jiang Zhenyu und Jia Pingwa.

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